Optilume
Medikamenten-beschichtete Ballondilatation (Optilume®) als konservative Alternative
Die derzeitigen endoskopischen Verfahren zur Behandlung der Harnröhrenstriktur sind zum einen schmerzhaft und zum anderen oftmals nicht zufriedenstellend. Die Optilume®-Methode bietet eine innovative und minimalinvasive Methode zur Therapie von männlichen Harnröhrenstrikturen, die eine sofortige Linderung erzielt. Sie stellt eine neue Alternative zur Behandlung von Harnröhrenstrikturen dar.
Durch eine Kombination aus einer patentierten Ballon-Technologie und Wirkstoffabgabe wird eine höhere Erfolgsquote erzielt als bei herkömmlichen endoskopischen Verfahren. Der Erfolg von Optilume® basiert hierbei auf dem Unterdrücken von sich neu bildendem Narbengewebe durch einen Wirkstoff, der direkt an das betroffene Gewebe abgegeben wird.
Wie funktioniert die Optilume®-Methode?
Bei Optilume® handelt es sich um einen kleinen, medikamenten-beschichteten Ballon. Dieser zylindrische Ballon wird in die Harnröhre eingeführt bis zu dem Harnröhrensegment, in dem sich die Striktur befindet. Dort wird der Ballon dann positioniert und sanft aufgeblasen, wodurch die Striktur schonend aufgedehnt wird. Durch das Ausdehnen der Harnröhrenstriktur kommt es zu kleinen Rissen in der Schleimhaut der Harnröhre. Durch die Beschichtung des Ballons mit Paclitaxel, kann der Wirkstoff Paclitaxel gleichzeitig freigesetzt werden und aufgrund seiner hemmenden Wirkung auf die Zellvermehrung einer neuen Narbenbildung entgegenwirken. Das Problem der neuen Narbenbildung war bei den konservativen Therapieoptionen bisher auch der Grund warum diese eine geringe
Erfolgsrate vorweisen.
Abbildung: Schematische Darstellung der Optilume® Methode. Es wird ein Führungsdraht eingeführt und über diesen der mit Paclitaxel beschichtete Ballon nachgeschoben. Im Bereich der Harnröhrenenge wird der Ballon nun aufgeblasen und die Harnröhrenenge wird aufgedehnt und Paclitaxel tritt in das Gewebe und hemmt die Narbenbildung.
Paclitaxel ist ein Wirkstoff, der seit 1992 weltweit in verschiedenen medizinischen Bereichen wirksam zum Einsatz kommt. Es kommt bei der Verwendung von Paclitaxel zu einer antiproliferativen Wirkung, das bedeutet, dass die Bildung von neuen Zellen gehemmt wird. Diese Eigenschaft macht man sich seit neuestem nun auch in der Behandlung von Harnröhrenverengungen zu Nutze.
Wie wird die Optilume®-Methode in unserem Zentrum durchgeführt?
Die Optilume®-Methode ist eine minimal invasive Therapieoption bei der Behandlung von Harnröhrenverengungen. Der Eingriff wird in leichter Narkose (Sedierung) in unserem Zentrum durchgeführt. Hierbei wird der mit Paclitaxel beschichtete Ballonkatheter in die Harnröhre eingeführt. Das Einführen erfolgt mit Hilfe eines Zystoskops, um die Striktur visualisieren zu können und ein sicheres Einführen gewährleisten zu können. Ist die Striktur erreicht, wird der Ballon platziert und ausgedehnt, wodurch minimale Mikrorisse im Gewebe entstehen. Da der Ballon mit Paclitaxel beschichtet ist, kommt es bei der Bildung der Risse in der Schleimhaut der Harnröhre gleichzeitig auch zur Abgabe von Paclitaxel. Hierdurch wird Paclitaxel noch effektiver von dem umliegenden Gewebe aufgenommen. Der Ballon verbleibt nun mindestens 5 Minuten an der Stelle der Harnröhrenenge, sodass der Wirkstoff Paclitaxel ausreichend Zeit hat von der Harnröhrenschleimhaut aufgenommen zu werden. Anschließend wird der Ballon entfernt und ein Katheter in die Blase eingeführt. Der Eingriff wird in unserem Zentrum für Harnröhrenchirurgie ambulant durchgeführt. Die Dauer des Eingriffes beläuft sich auf ca. 20 Minuten. Im Anschluss kann der Patient bereits nach Hause entlassen werden.
Schematische Darstellung eines Optilume®-Eingriffes:
Die Optilume®-Methode führt also dazu, dass komplexe Harnröhrenstrikturen, die in der Vergangenheit oft mit wenig erfolgreichen konservativen Behandlungsmethoden therapiert wurden oder mit komplexen und potenziell komplikationsträchtigen Operationen versorgt wurden, nun ambulant bzw. tagesstationär mit einem minimal invasiven endoskopischen Eingriff in leichter Narkose (Sedierung) innerhalb von ca. 20 Minuten versorgt werden können.
Vorteile der Optilume®-Methode
Die Optilume®-Methode bringt folgende Vorteile mit sich:
- Reduziertes Risiko wiederauftretender Harnröhrenstrikturen
- Minimal-invasiver Eingriff
- Dauer des Eingriffes ca. 20 Minuten
- Tagesstationärer ambulanter Eingriff
- Vermeidung von komplexen Harnröhrenplastiken mit oder ohne Mundschleimhautplastik
Mögliche Risiken der Optilume®-Methode
Wie bei jedem Eingriff gibt es potenzielle Risiken, die zwar sehr selten bei dieser Methode auftreten, jedoch sollten sie im Zuge der Patientenaufklärung auch erwähnt und diskutiert werden:
- Harnwegsinfektionen als häufigstes Risiko
- Blutungen in der Harnröhre
- Blutergüsse im Genitalbereich und Ödeme (selten)
- Probleme beim Wasserlassen können in manchen Fällen noch für einige Wochen nach dem Eingriff bestehen
Was ist Paclitaxel?
Paclitaxel ist ein seit dem Anfang der 1990er Jahre bewährtes Medikament, welches die Gewebevermehrung hemmt. Es handelt sich hierbei um ein natürlich vorkommendes Zytostatikum, welches aus der Rinde der Pazifischen Eibe gewonnen wird. Neben dem Einsatz als Chemotherapeutikum wird es inzwischen bereits seit über 15 Jahren zur Hemmung von Neointimawachstum bei endovaskulären Anwendungen eingesetzt
Abbildung: Allgemeine Informationen zu Paclitaxel.
Referenzen:
- Zasadil LM, Andersen KA, Yeum D, et al. „Cytotoxity of paclitaxel in breast cancer is due to chromosome missegregation on multipolar spindles.“ Sci Transl Med 2014;6(229):229ra43
- Rosen eld K, Jaff MR, White CJ, et al. „Trial of Paclitaxel-Coated Balloon for Femoropopliteal Artery Disease.“ NEJM 2015;372(2):145-53
Wie wirkt Paclitaxel in der Harnröhre?
Paclitaxel hat eine Halbwertszeit von 11 Tagen in der Schleimhaut der Harnröhre. Das bedeutet, dass Paclitaxel die Bildung von neuen Narben für den Zeitraum von fast 28 Tagen nach der Ballondilatation hemmt. Hierdurch kommt es zu einer Hemmung der einzelnen Heilungsphasen der Schleimhaut der Harnröhre nach der Ballondilatation. Das bedeutet, dass die Entzündungsphase, gefolgt von der Gratulationsphase und der Wundkontraktion in der Schleimhaut der aufgedehnten Harnröhre nicht wie üblich verlaufen. Hierdurch wird die Bildung einer neuen Harnröhrenenge verhindert.
Abbildung: Dauer der einzelnen Heilungsphasen der Mucosa der Harnröhre und die Wirkkonzentration von Paclitaxel im Gewebe.
Was ist nach einem Optilume®-Verfahren zu beachten?
Da in unserem Zentrum dieser Eingriff in leichter oberflächlicher Narkose (Sedierung) durchgeführt wird, ist zu beachten, dass Sie für 24 Stunden nicht Auto fahren oder gefährliche Arbeiten verrichten dürfen. Aufgrund der Narkose ist ihre Reaktionsgeschwindigkeit eingeschränkt.
Es ist ebenfalls wichtig, sexuelle Aktivitäten, auch Masturbation, für mindestens 14 Tage zu unterlassen. Danach ist für 2 weitere Wochen beim Geschlechtsverkehr ein Kondom zu verwenden. Sollte es zu ungewöhnlichen Symptomen oder Beschwerden wie Schmerzen, Blutungen oder Fieber kommen, kontaktieren Sie uns bitte umgehend.
Welche Untersuchungsbefunde sind für eine Begutachtung in unserem Zentrum für Harnröhrenchirurgie mitzubringen?
Eine Harnröhrenenge bzw. eine Harnröhrenstriktur wird in der Regel bereits bei einem allgemeinen Urologen oder in einer urologischen Ambulanz im Krankenhaus diagnostiziert. Aus diesem Grund sind meist bereits einige Untersuchungen und Befunde vorhanden. Um unangenehme Untersuchungen nicht doppelt zu machen, bitten wir Sie alle ihre Befunde zur Begutachtung ihrer Harnröhrenenge bei der Erstevaluation einfach mitzunehmen. Es handelt sich hierbei vor allem um folgende Befunde:
- Uroflow-Messung: Es handelt sich hierbei um eine Flussmessung ihrer Miktion.
- Befunde der Miktionszysturographie (MCU) und des retrograden Urethrogramms (RUG): Hierbei handelt es sich um spezielle Untersuchungen, bei der die Harnröhre mit Hilfe von Kontrastmitteln in Form einer Röntgenuntersuchung dargestellt werden kann.
- Harnröhrenspiegelungsbefund: Im Zuge der Abklärung der Harnröhrenenge wird in der Regel eine Spiegelung der Harnröhre durchgeführt.
Falls diese Befunde nicht vorhanden sind, können wir diese gerne auch in unserem Zentrum erheben.
Ich habe eine Harnröhrenenge und würde gerne einen Termin für eine Erstbegutachtung buchen, was muss ich tun?
Scheuen sie sich nicht mit uns in Kontakt zu treten. Ihr Problem sollte kein Tabu bleiben. Wir haben uns auf die Behandlung der Harnröhrenstrikturen spezialisiert. Gerne evaluieren wir Ihren Fall und begutachten welche der möglichen Therapieoptionen für Sie in Frage kommt.